Powerflex Fahrwerksbuchsen (nicht FSI, 3L)

      Powerflex Fahrwerksbuchsen (nicht FSI, 3L)

      Hallo!

      Hab mir mal gedacht, ich schreibe mal einen kleinen Aufsatz über Fahrwerksbuchsen.

      1. Was sind Fahrwerksbuchsen?
      Fahrwerksbuchsen sind Lager bestehend aus Gummi und Metall und sitzen bei Lupo und Arosa in den Querlenkern der vorderen Querlenker (2 je Seite). Sie gewährleisten eine bewegliche Lagerung des Querlenkers, weil dieser sich ja im Betrieb bewegen muss. Weitere Lager befinden sich noch am Stabilisator. Da es für diese aber nach meinem Wissensstand keinen Ersatz gibt, gehe ich nicht näher drauf ein.

      2. Warum andere Fahrwerksbuchsen?
      Wer sich schonmal die Mühe gemacht hat die oben genannten Fahrwerksbuchsen zu begutachten, wird nach einiger Laufleistung (je nach Fahrstil und Fahrwerk) feststellen, dass diese doch sehr schnell einreißen. Falls diese einreißen, tauscht man oft die kompletten Querlenker, weil das Einpressen der neuen Lager nicht ganz so einfach ist. Das ist natürlich relativ teuer und bewirkt keine Verbesserung des Problems. Zudem sind die Serienlager auf Komfort getrimmt und verformen sich bei starkter Belastung, was Ungenauigkeiten des Fahrwerks und damit eine ungenauere Lenkung zur Folge haben. Also ist es sehr sinnvoll für sportliche Fahrer, diese Lager gegen stärker belastbare zu tauschen. Bei Serienfahrwerk und gemäßigtem Fahrstil ist die Umrüstung nicht notwendig.

      3. Welche andere Fahrwerksbuchsen gibt es denn?
      Zum einen bietet sich der Ersatz durch sogenannte Uniballlager, die nahezu keine Bewegung innerhalb des Lagers zulassen und damit die beste Variante für exzellentes Fahrverhalten sind. Nachteile sind natürlich die direkte Schwingungsübertragung aus dem Fahrwerk, was sich durch eine erhöhte Geräuschentwicklung im Innenraum bemerkbar macht. Zudem steigt die Empfindlichkeit gegenüber Beschädigungen, da diese (z.B. Bordsteinrempler) direkt in die Vorderachse übertragen werden und nicht wie beim Serienteil im Lager abgefangen werden können. Das führt unter gewissen Umständen direkt zu Verformungen am vorderen Achsträger. Die Uniballager sind nicht direkt für den Lupo/Arosa verfügbar und müssen daher selber angepasst werden.
      Als weitere Alternative bieten sich die verstärkten Gummilager von der Firma Powerflex an. Diese Lager ersetzen die serienmäßigen Gummilager und erfordern keine Modifikation des Querlenkers. Am Vorderachsträger ist eine geringe Modifikation notwendig, stellt aber kein Problem für den geübten Schrauber dar. Diese Lager bestehen aus einer Stahlbuchse, die mit einem Polymer-Lagerblock verbunden ist, bzw. verbunden wird (vorderes Lager).
      Erhältlich sind diese Buchsen bei ISA-Racing unter der Bestellnummer PF85-7 und sind deklariert als Buchsensatz für den Polo 6N. Sind aber absolut identisch zu Lupo/Arosa, deswegen kann man die ohne Bedenken verwenden. Preis liegt inklusive Versand bei ca. 86€ und ist damit günstiger als ein neuer Satz Querlenker. Sie haben allerdings kein Gutachten und müssen deshalb beim TÜV abgenommen werden, damit relativiert sich der Preisvorteil natürlich. Es empfiehlt sich eine vorherige Absprache mit dem Prüfer.

      4. Montage
      Wie schon oben erwähnt, ist der Einbau relativ einfach.
      Zuerst müssen natürlich die Querlenker ausgebaut werden (siehe Reparaturanleitung), rechts/links und Position des Radführungsgelenkes markieren! Am besten die alten Lager über Nacht mit Rostlöser behandeln, dann lassen sie sich leichter auspressen. Die alten Lager mit einer Standpresse aus dem Querlenker auspressen. Dabei darauf achten, dass der Querlenker nicht beschädigt wird. Er ist nämlich nur aus Stahlblech und verbiegt sich schnell. Nach dem Auspressen der Gummilager samt Metallring sind die Anlagestellen im Querlenker gründlich zu säubern, eventuell zu entgraten und nachträglich mit einer Gummimontagepaste zu bestreichen. Ich verwende dazu das Lithiumfett von VW.
      Dann sind die neuen Lager unter Beachtung der Einbaulage in die Querlenker einzupressen. Das hintere Lager lässt sich auch am besten mit einer Standpresse ganz vorsichtig einpressen. Nicht wundern, es hat keinen separaten Lageraußenring wie das Serienteil. Das vordere Lager lässt sich von Hand montieren; erst die beiden Polymerteile von beiden Seiten einstecken und dann die Buchse durchschieben (alles gut mit Montagepaste bestreichen). Am Aggregateträger (Vorderachsträger) befinden sich als Aufnahme für die hinteren Lager sichelförmige Erhebungen. Für die Montage des neuen Lagers ist die obere davon mit einer Feile komplett abzutragen. Wer Gefühl hat, kann auch einen Winkelschleifer dafür nehmen, aber mit Vorsicht. Danach mit Lack versiegeln. Am besten ist es, den Träger dafür auszubauen, dann kann man besser daran arbeiten. Das hintere Lager lässt sich trotzdem relativ schwierig einführen, da es beim Festschrauben des Trägers auf Spannung gebracht wird und deshalb schon vor dem Einbau ca. 3mm dicker ist als die Aufnahme. Man kann es aber mit Montagepaste/Lithiumfett gut mit einem stumpf geschliffenen Meißel oder Flachstahl auf dem unteren Teil der Lagerbuchse einschlagen (Einbaulage beachten: Bottom-Markierung nach unten). Dabei aber auf auf die Unversehrtheit des Polymerblock achten. Das Lager sitzt richtig, wenn es sich mittig unter dem Befestigungsloch befindet. Wenn das hintere Lager richtig sitzt, lässt sich das vordere Lager ganz einfach einschieben (Montagepaste).
      Danach wird die Vorderachse wieder komplett zusammengebaut und das Fahrwerk vermessen (siehe Reparaturanleitung).

      5. Erfahrungsbericht
      Leider noch keine, weil ich damit noch nicht gefahren bin.

      Vielleicht gibt es hier aber auch jemanden, der damit schon rumfährt und hier seine Meinung noch hinzufügen kann.

      Und falls sich wer fragt...ja, ich habe Langeweile. :D

      Katalogseite 214, Fahrwerksbuchsen:


      Beide Querlenker nach der Montage der Lager (liegen nicht so, wie sie eingebaut sind):


      Nahaufnahme des hinteren Lagers (links, flache geschnittene Seite ist oben):
      Gruß, Thilo

      ...is doch egal, Hauptsache schnell!!!

      Kaune Motorsport
      Hildesheim FE
      GRT Gifhorn
      Hallo,

      Interessant geschrieben, aber was passiert, wenn der Fahrzeughersteller bei der Auslegung der Achse die Elastokinematik mit berücksichtigt hat, also die Gesamtkinematik sich aus der Summe der Achskinematik und der elastischen Verformung der Gummilager ergibt, wie z.B. bei Mercedes seit Einführung der Raumlenkerachse (ab dem 190er) der Fall ?
      Interessante Frage.

      Wenn ich das nochmal mit deiner Erlaubnis in einfache Worte fassen darf:

      Du meinst, dass sich der Querlenker unter gewissen Betriebszuständen verwindet/verklemmt, weil er gewisse Maße (zwischen QL und Aufnahme), die sich dabei ändern, nicht mehr durch das flexible Gummilager ausgleichen kann. Zusätzlich ist zum Auslenken des QL auch eine höhere Kraft nötig.


      Hab ichs so richtig getroffen?

      Sicher hast du Recht, dass gewisse Komponenten so ausgelegt sind, dass sie gut miteinander arbeiten. Leider ist es jedoch beim Tuning so, dass man Kompromisse eingehen muss. Wenn man z.B. eine große Leistungssteigerung vornimmt, macht es Sinn die serienmässigen Lager der angetriebenen Achse zu verstärken, damit sie nicht dauernd reissen, wie die zu schwachen Serienlager. Das man natürlich nicht die grundsätzliche Funktionsweise einschränken darf, ist ja auch klar.

      Direkt zum Fall: Es ist jetzt zwar eine höhere Kraft nötig, um die QL auszulenken und die Eigenfederrate der Lager ist auch deutlich progressiver, jedoch denke ich, dass es diese Veränderung im Fahrbetrieb nicht spürbar sein wird. Die Powerflexlager sind auch noch soweit verformbar, dass sich keine Verformung des QL einstellen wird.

      Bei den Uniballlagern sieht das allerdings schon anders aus, weil da ja nun wirklich kein Spiel mehr da ist. Aber es geht trotzdem wie die Lupos der RSG Wolfsburg beweisen.
      Gruß, Thilo

      ...is doch egal, Hauptsache schnell!!!

      Kaune Motorsport
      Hildesheim FE
      GRT Gifhorn
      Ich habe eher gemein, dass bei ausgefeilten Achskonstruktionen die Verformung der Gummilager berücksichtigt wird. Die Bewegung des Radträgers über dem Einfederweg setzt sich also zusammen aus dem kinematischen Anteil, der sich aus der Geometrie der Achse (Anlenkpunkte, Lenkerlängen usw) und dem elastokinematischen Anteil. Insbesondere bei Verwindungen kommt da die Länge der Lenker als "geometrischer Hebelarm" zum Tragen.

      Der elastokinematische Anteil ist natürlich deutlich geringer als der kinematische, wird aber bei der Fahrwerksauslegung berücksichtigt.
      Es wäre nur von Vorteil, wenn du dich mal etwas praxisbezogener ausdrücken könntest; dann ist es einfacher zu verstehen. Bin zwar auch Freund der Fachausdrücke, aber fürn Forum find ich es ein bißchen zu heftig.

      Den elastokinetischen Anteil kann man im Fall der Lupo/Arosa/Polo-Achse vernachlässigen, weil dieser einfach zu gering ist im Verhältnis zum kinetischen Anteil der Lenker und Hebel der Vorderachse (Der Widerstand der Gummilager bei der Federbewegung hat im Vergleich zu den anderen Widerständen (Federn, Hebel) kaum/keine Auswirkung auf das Fahrverhalten).


      Bei den Lagern handelt es sich um Nr. 11 (hinteres) und 24 (vorderes).
      Gruß, Thilo

      ...is doch egal, Hauptsache schnell!!!

      Kaune Motorsport
      Hildesheim FE
      GRT Gifhorn
      O.K.

      Das ganze ist jetzt auch weniger auf den Lupo bezogen. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir bei einem Auto, das an der fahrdynamisch wichtigen Hinterachse nicht einmal eine Einzelradaufhängung hat nicht über den Einfluss der elastischen Verformung der "Fahrwerksbuchsen" diskutieren müssen (nichts gegen den Lupo, ich fahre selbst einen).

      Aber bei einem modernen Mittel-,Oberklasse oder Sportwagen spielt die elastische Verformung der Lenkerlagerung durchaus eine Rolle. Sie ist bekannt und wird bei der Konstruktion mitberücksichtigt. Im fahrdynamischen Grenzbereich oder bei Tempo 250 spielen solche Faktoren durchaus eine Rolle.

      Würde man bei solch einem Fahrzeug hergehen und die Buchsen austauschen, würde man in der sorgfältigen Auslegung des Herstellers herumpfuschen und dies sicher nicht zum besseren.
      Hi Thilo

      Ich habe schon mit einigen Mechanikern und TÜV Leuten über dieses Thema geredet

      Die Sache ist ja eine super Lösung nur was ich mich immer frage!

      Bei den Uniballlagern gehen ja alle Kräfte ungedämpft auf die Achse
      und damit auch auf die Karosserie (Schweißnähte) was Straßenfahrzeuge nicht so lange mit machen!

      Was mich interessieren würde ist wie das Thema mit den Powerflex lagern aussieht?
      Bei Uniballlagern ist wirklich die Belastung sehr hoch und führt, wie du schon sagtest, innerhalb kurzer Zeit zu Ermüdungserscheinungen in der Achse und deren Befestigung im/am Längsträger. Deswegen ist das ja auch nur was für die Rennstrecke, da gibt es ja keine Schlaglöcher ;) .

      Die Powerflexlager bieten zwar weniger Flexibilität als die Serienlager, aber auch noch genug, um Beschädigungen zu vermeiden, wie sie durch Uniballager verursacht werden. Die "Härte" des Polymers der Powerflexbuchsen kann man sich so vorstellen wie die eines Flummis; man kann sie zwar mit dem Finger noch geringfügig eindrücken, aber nicht verformen.

      Ich hoffe, das kann man sich vorstellen.
      Gruß, Thilo

      ...is doch egal, Hauptsache schnell!!!

      Kaune Motorsport
      Hildesheim FE
      GRT Gifhorn
      Gaaanz fetten &] von mir an Thilo !

      Ich weiss ja selber was aus Langeweile alles entstehen kann,
      denn ich habe meistens dann meine besten und verrücktesten
      Ideen, aber soviel fundiertes Wissen so zu Papier zu bringen,
      dass es jeder verstehen kann verdient wirklich Anerkennung !!!

      Ich würde gerne mit Dir an meinem Auto rumschrauben und
      tüfteln, ich glaube wir hätten viel Spass und könnten einige
      Räder neu erfinden, aber Du wohnst ja soweit weg...
      ;(
      I am theBear - der Typ aus der Schweiz, der jedesmal, wenn er denkt,
      er sei mit dem Umbau seines Lupo GTI fertig, wieder eine neue Idee hat...
      Danke, danke :P .

      An meinem Auto hab ich momentan selbst eigentlich genug zu tun, aber selbst wenn Zeit wär...du wohnst ja nicht mal eben um die Ecke :( .

      Aber da ich momentan nicht schrauben kann, weil krank, kommt halt sowas bei raus. Zur G60-Bremse schreib ich auch noch mal was, aber dafür hab ich noch keine vernünftigen Bilder.
      Gruß, Thilo

      ...is doch egal, Hauptsache schnell!!!

      Kaune Motorsport
      Hildesheim FE
      GRT Gifhorn

      Technik-Aufsatz

      Hallo Thilo...hallo @all..

      Ich persönlich habe zwar nur einen Teil dessen verstanden
      was Du da alles geschrieben hast,finde es aber,wie Baer,
      sehr,sehr gut das Du es geschrieben hast..!!!

      Das zeugt von Fachwissen und -kenntnissen...&]


      Wollte dieses nur mal loswerden :W


      Dir ,Thilo,wünsche ich gute Besserung(wovon auch immer)
      und allen (inkl. Thilo) schöne Weihnachten
      und nen guuten Rutsch nach 2005..!!!!

      Und nun noch ein kleiner Tip für Silvester:

      Man kann oft garnicht soo viel essen und trinken,wie man
      kotzen möchte.....:neu6:



      MfG Dieter
      [SCHILD]GolfIV TDI 4ever:-)[/SCHILD]



      Mein anderes Hobby: darc.de/i01

      hat nun schon mal jemand die beschriebenen buchsen eingebaut?
      a.

      ich will den thread mal wieder rauskramen... kürbis wird es ja auch interessieren.
      die buchsen wären auch mein nächstes projekt.. haette jemand lust das mit mir zusammen anzugehen... wenn er einverstanden ist vielleicht auch mit hilfe unseres renn-chefschraubers hier *g*.
      Original von Axxis
      einbauen Philipp, sind klasse :)


      merkt man den Unterschied? Jetzt bitte ehrlich bleiben. Klar merkt mans auf der Rennstrecke aber dort werd ich nie fahren.. Was anderes. Gibts die auch in schwarz weil diese Lila Teile sehen die Prüfer ja sofort und dann kostet mich das immer fest Strafe. Wie stark steigt die belastung bei bodenwellen? spürt man das deutlicher?
      Ich liebe IRONIE ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Philzlaus“ ()